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Festival-Aftermovies im Kurzcheck

Maifeld Derby 2017


Das Maifeld Derby steht nicht nur für außergewöhnlich treffsicheres Booking, sondern auch für überdurchschnittlichen Anspruch an die Qualität der Gesamtproduktion. Soundqualität und Licht sind hier oft mehr Grund zur Freude als anderswo. Klar irgendwie, dass dieser Anspruch auch beim Aftermovie greifen muss. Grund genug für ein Gespräch mit der Produktionsfirma hinter den Bewegtbildern des Festivals.

text Johannes Jacobi
redaktion Tina Huynh-Le
screenshots GALLIONfilm

Bitte stellt euch doch kurz vor. Was macht ihr sonst so und wie kam es zu eurer Zusammenarbeit mit dem Maifeld Derby?
Wir sind Donni, Musiker, Filmemacher und Gründer von GALLIONfilm und Lena, Producerin/ Produzentin. Das Aftermovie des Maifeld Derbys stemmen wir natürlich nicht zu zweit, sondern zusammen mit einem fantastischen Filmteam.
Den Rest des Jahres drehen wir vor allem Dokumentarfilm, sehr viel im Musik und Kulturbereich, Künstlerportraits, Kurzdokus, aber auch das ein oder andere Konzert.
Timo, den Veranstalter des Maifeld Derbys kennen wir schon sehr lange aus unterschiedlichen Kontexten, ob nun Studium, seine Tätigkeit als Veranstalter oder als Bassist von Get Well Soon. Und auch das Maifeld Derby kennen wir seit Anbeginn – da war es eigentlich nur naheliegend, dass wir irgendwann zusammenarbeiten. Donni hat 2014 dann das erste Mal ein Aftermovie fürs Derby gemacht. So ein scharfes Festival in der Stadt zu haben ist ja eine Bombensache, dafür muss man dankbar sein. Das dann dokumentieren zu dürfen, ist zwar viel Arbeit, aber eben auch eine wunderbare Aufgabe.

Was war euch dabei besonders wichtig? Bei all den Aftermovies dieser Tage ist es schwer sich abzuheben.
Die Aftermovies sind in den letzten Jahren wirklich wahnsinnig bildgewaltig geworden. Wo früher jemand mit der Spiegelreflexkamera immer mal draufgehalten hat, sind jetzt dicke Produktionsteams mit Drohnen, Cable Cams und mehreren Units unterwegs. Das ist toll und eindrucksvoll, ein irrer Ritt durch ein Festival. Wir wollten aber gar nicht versuchen, möglichst opulent und impressiv zu drehen, sondern zeigen, wie wir das Maifeld erleben. Eher persönlich und intensiv. Da ist natürlich gut, dass wir das Festival und auch das Team sehr gut kennen. Diese spezielle Atmosphäre, das feine Booking und die Liebe zum Detail zeigen, dass das Derby einen künstlerischen und kulturellen Anspruch hat. Deswegen finden wir es schön, nicht „nur“ abzubilden und das Festival zusammenzufassen, sondern diesen Gedanken im Aftermovie weiterzuführen.

Was steckt hinter der Idee mit den Tierköpfen und vom wem kam das Gesamtkonzept?
Für das Konzept ist Simone Wendel, eine befreundete Filmemacherin, noch zu uns gestoßen, da sie gerne mitmachen und wir zusammen etwas Unfug anrichten wollten.
Allerdings kann man für ein Festival-Aftermovie ja planen was man will, man muss immer vor Ort schauen, was dann auch wirklich funktioniert, wie das Publikum drauf ist und welchen Spaß man sich mit ihnen erlauben kann. Viele der spannenden Szenen und Momente hängen vor allem davon ab, dass man dann zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und diesen besonderen Augenblick einfangen kann.
Ein Festival ist ja an sich schon ein märchenhafter und unrealer Ort. Dann als Tiere in die Menge ein- und dort aufzutauchen, fanden wir daher eine schöne Intervention im öffentlichen (Festival)raum. Eine Parallelwelt in der Parallelwelt Festival.

Wie viele Kameras waren im Einsatz und mit wie viel Leuten wart ihr vor Ort?
Insgesamt waren wir mit bis zu sieben Leuten unterwegs – und ähnlich vielen Kameras. Allerdings waren selten mehr als 3 Kameras parallel im Einsatz. Für die verschiedenen Stages haben wir verschiedene Kameras und Bildsprachen in Anlehnung an die Stilistik der jeweiligen Bühne geplant. Im großen Zelt z.B. mit Kran und Gimbal, im Brückenaward Zelt dreckig aus der Hand, auf dem Parcours d’Amour nah dran und cosy. Wir hatten ein Produktionsbüro als Equipmentlager und zum Data Wrangling, eine Produktionsleitung, Lena, Simone als Spielleiterin für die Tiere, 4 Kameraleute, davon immer 2 parallel, und Donni als Bildregie.

Wie viele Stunden/GB Rohmaterial sind ca. zusammengekommen?
Hier müssten wir eher über Terrabyte sprechen… Gut dreieinhalb Terrabyte waren es am Ende.

Könnt ihr das insgesamt verwendete Equipment auflisten?
Gedreht haben wir vor allem auf Blackmagic Design, mit dabei waren eine URSA mini, zwei Cinema Cameras, eine Pocket Cinema und eine Micro Cinema und als Außenseiter noch eine Sony A7s. Außerdem hatten wir noch eine GoPro und einen Osmo dabei – um spontan noch Ideen umsetzen zu können. Dazu kamen Stative, Minijib, Gimbal und kistenweise Grip. Und für O-Töne und Atmos ein Zoom H6, eine Sennheiser AVX Funkstrecke und ein AT987 Richtmikro. Das klingt jetzt irgendwie ziemlich viel…

Was waren die größten Probleme während des Festivals? Gibt es eine Situation, die besonders herausstach?
Wir haben parallel zum Dreh für den Aftermovie noch 2 Konzerte mit Multikamera Set-Up für Arte in Concert mitgenommen. Dear Reader und White Wine. Das war schon ein bisschen Wahnsinn. Sowohl organisatorisch als auch in Sachen Mindset und Ästhetik. Man dreht plötzlich nicht mehr „auf Schnitt“, sondern „am Stück“. War aber eben auch geil. Wir würden es wieder tun.
Spannend wird aber eigentlich immer, wenn drei Headliner gleichzeitig spielen, parallel dazu noch Steckenpferddressur ist, man eigentlich an allen Orten gleichzeitig sein möchte, parallel dazu noch hinter den Kulissen die Filmdaten verarbeitet und Equipment organisiert und das ganze bei über 30 Grad…
Probleme würden wir das jetzt nicht nennen, aber das ist schon ganz schön intensiv. Und nur mit einem fantastischen Team machbar.

Und die größte Baustelle im Schnitt?
Die Musik. Einen Track zu finden, der stellvertretend für das gesamte Derby steht, ist ein waghalsiges Unterfangen. Aus dem Gefühl heraus, dass es mit einem Song nicht getan sein kann, haben wir einen wilden Mash-Up / Remix aus drei Stücken gebaut. Das hat uns einerseits bei der erzählerischen Struktur geholfen. Gleichzeitig konnten wir so den ganz verschiedenen Bildwelten eine musikalische Entsprechung entgegenstellen.

Wie viele Stunden sind ca. in die Postproduktion geflossen?
Das zählt man nie wirklich. Müsste ich schätzen. Würde behaupten, es könnten um die 100 Stunden gewesen sein. Allein das Sichten des Materials nimmt bei solchen Materialmengen aber schon locker mehrere Tage in Anspruch.

Gibt es Aftermovies von anderen Festivals, die ihr besonders gut findet?
Vor dem Dreh und beim Schnitt haben wir immer wieder mal in andere Aftermovies, aber auch Konzertaufzeichnungen oder Musikdokus reingeschaut. Filme über Musik sind ja unser Steckenpferd. Da sammeln wir unsere Inspirationen ganz eklektisch und ständig.

Ein Festival, mit dem ihr gern mal arbeiten würdet?
Zunächst mal freuen wir uns, dass wir dieses Jahr wieder auf dem Derby drehen werden. Ansonsten ist das natürlich schwer zu sagen, es gibt ja unfassbar viele spannende Festivals da draußen, aber mit dem Derby verbindet uns schon ziemlich viel Liebe.

Maifeld Derby 2018
15.  – 17. Juni
Mannheim

Tickets & Infos : maifeld-derby.de
Facebook: facebook.com/maifeldderby