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Stage-Managerin auf dem Trebur Open Air

Ein Tag mit Siri Anker


 
 

interview Johannes Jacobi
fotos Dominik Wagner

Wenn die 14-Jährige Siri Anker eigentlich der Maltruppe zugeteilt wird, dann aber lieber doch auf der Bühne mitanpackt und wenig später direkt zur Stage-Managerin ernannt wird, dann kann es schon passieren, dass große Bands verwundert und misstrauisch sind.

 

Heute, fast 15 Jahre später, arbeitet Siri eigentlich als Ergotherapeutin. Nebenbei betreut sie aber immernoch die Mainstage des Trebur Open Airs – und dem Feedback sämtlicher Bands nach zu urteilen, sollte sie davon auch in den nächsten Jahren nicht ablassen.

Höme hat Siri auf dem Trebur Open Air für einen Tag begleitet und geschaut, was „Stage-Managerin“ überhaupt bedeutet.

Wie bist du zum Trebur und deinem Job hier gekommen?
Ein Freund hat mich damals mit hierher genommen, da war ich gerade 14. Ich sollte bei den Mal-Mädels mithelfen. Das war aber nicht so mein Ding, deshalb habe ich angefangen auf der Bühne mit anzupacken. Seitdem bin ich dabeigeblieben.

Hattest du vorher schon mit Technik zu tun?
In der Schulzeit habe ich mal ein Praktikum bei einer Eventfirma gemacht. So fing es an.

Im normalen Leben machst du was?
Da bin ich Chiropraktikerin und Ergotherapeutin.

Wie kommt das?
Ich hatte mich damals für die Ergotherapie entschieden, habe aber immer weiterhin nebenbei im Eventmanagement gearbeitet.

Hattest du jemals den Gedanken, das dann doch hauptberuflich zu machen?
Ich arbeite dann doch zu gerne als Therapeutin und auch mit den Patienten. Das hilft mir sicherlich auch im Umgang mit den Bands, da ist ja auch viel Psychologie dabei.
Mir macht es schon Spaß, aber es schlaucht auch enorm. Wenn ich das jedes Wochenende machen müsste, wäre es einfach kein Spaß mehr für mich.

Da hast du mir die nächste Frage schon vorweg genommen. Wie gehst du damit um, wenn eine Band ein zu großes Ego hat und z.B. länger spielen will?
Ich hatte gestern die Situation, da wollte eine Band noch mal raus gehen und noch eine Zugabe spielen, obwohl sie nur noch eine Minute hatten. Da breche ich dann einfach ab, auch wenn sie der Meinung waren, den Song innerhalb dieser Minute zu spielen.

Gibt es denn Situationen, wo man doch noch einen Puffer hat und die Band noch mal raus kann?
Ja klar, aber das war gestern die erste oder zweite Band, da ging das dann noch nicht, sonst würden wir ja von Anfang an den Zeitplan kaputt machen. Wenn z.B. die Hauptband 5 Minuten länger macht, dann ist das schon fast miteingeplant. Hier auf dem Trebur ist das auch kein Problem. Aber auf anderen Festivals, welche z.B. mitten in der Stadt sind, kann man dann nicht so einfach überziehen.

» Wenn die Hauptband 5 Minuten länger macht, dann ist das schon fast miteingeplant. «

Hier ist es sehr familiär, das gefällt mir sehr gut. Fast alle kennen sich und es ist seit Jahren fast das gleiche Team. Man kann sich aufeinander verlassen, das macht schon eine Menge aus. Außerdem sind hier fast alle freiwillig. Das merkt man dann auch an der Motivation.

Was wäre denn, wenn das Wacken oder das Hurricane anfragen, die doch sicherlich mehr Zeit in Anspruch nehmen würden?
Würde mir sicherlich auch Spaß machen, ich müsste nur schauen, dass ich das mit meinem anderen Job vereinbaren kann.


Was ist denn so dein klassischer Tagesablauf hier?
Wir fangen meistens um 13 Uhr an. Um die Zeit wird die Bühne erstmal gesäubert, die Monitore wieder in Position gebracht und die ersten ankommenden Bands werden eingewiesen. Das geht meistens recht entspannt los.

Wie viel technisches Verständnis hast du selbst oder was braucht man an Wissen um deine Aufgabe hier stemmen zu können?
Schwierig zu beantworten. Ich bin jetzt nicht der Supercrack in den ganzen Sachen, bin aber schon der Meinung, dass ich viele Dinge verstehe, da ich die Sache ja auch schon eine Weile mache. Ich muss da aber nicht alles bis ins Detail verstehen, dafür haben wir ja die Techniker. Die kümmern sich um die ganzen Kanäle und stecken die Kabel.

Gibt es da Ego Kollisionen? Also gibt es Techniker, die sich da ungerne etwas sagen lassen?
Nein überhaupt nicht. Wir sind aber auch schon ein sehr eingespieltes Team. Vielleicht habe ich auch den Vorteil, dass ich eine Frau bin.

Was ist dein wichtigstes Tool hier?
Das sind sicherlich der Zeitplan und die Uhr.

Was war dieses Jahr der stressigste Moment?
Den gab es bis jetzt nicht. Im Vorhinein hat mir der Abbau von Sondaschule ein bisschen Sorgen bereitet, weil die riesige Aufsteller mit auf der Bühne hatten. Ich war mir nicht ganz sicher, ob wir es in der vorgegebenen Zeit schaffen. Hat dann aber super geklappt. Die Jungs selber waren auch super organisiert. Generell waren die Headliner bis jetzt sehr sehr entspannt.

Was war generell die größte Band, die du bis jetzt betreut hast?
Wüsste ich jetzt nicht. Generell sind manche Bands aber verwundert, weil wir keine Rollriser haben und auch keinen großen Sidewing zum Aufbauen. Generell haben wir wenig Fachpersonal da. Trotzdem gehen alle Bands danach unglaublich zufrieden nach Hause, weil wir sehr schnell und effizient arbeiten.

» Mir ist es relativ Wurst, ob da Robbie Williams steht oder jemand der gerade erst angefangen hat. «

Gibt es Bands bei denen du noch aufgeregt bist?
Gar nicht. Das sind auch nur Menschen. Mir ist es relativ Wurst, ob da Robbie Williams steht oder jemand der gerade erst angefangen hat.

Wie gehst du mit den Wartezeiten um? Wie hältst du deinen Pegel, wenn mal Leerlauf ist?
Ich bin total hyperaktiv, auch wenn ich darauf nie getestet wurde. Ich hab ja auch viele Freunde und Bekannte hier, also bin ich immer irgendwo auf dem Platz unterwegs. Ich laufe ständig von A nach B und sitze nie länger als 5 Minuten. Sonst bekomme ich direkt Probleme und muss mich wieder bewegen. Ich glaube auch, dass ich hier keine Mahlzeit bis zum Ende esse ohne zwischendrin aufzustehen.

Wie würde dein perfektes Festival aussehen?
Ich gehe jetzt mal von dem Schlossgrabenfestival aus, welches ich ja auch mache. Es bräuchte eine schöne große Bühne, aber was für mich noch wichtiger ist, ist ein schön großer Backstagebereich! Einfach Platz zum Vorbauen ohne, dass man sich dabei in die Quere kommt. Oder eine Bühne, die um 180 Grad drehbar ist. Das fände ich richtig geil!

Das Beste und das Schlimmste an deinem Job hier?
Das Beste ist, dass es wie ein Familienfest ist. Manche sehe ich auch nur einmal im Jahr hier auf dem Gelände. Jeden Abend sitzen wir mit den Securitys, den Technikern und allen zusammen und feiern. Das ist echt genial!

Das Schlimmste aktuell ist, dass ich relativ weit weg wohne und ich nicht gerne campe. Da muss ich immer sehen, wie ich dann noch nach Hause komme. Ansonsten ist alles super.

Der prägendste Moment in all deinen Jahren hier auf dem Trebur?
Als ich das erste Jahr hier das Stage-Management gemacht habe, hatten wir relativ große Bands hier. Royal Republic, Madsen und ich weiß gar nicht wer noch alles. Die waren am Anfang alle nicht so richtig damit einverstanden, dass ich hier das Stage-Management mache, weil ich einfach noch sehr jung war. Am Ende kamen sie aber noch mal vorbei und haben die ganze Crew und auch mich dafür gelobt, wie gut es hier lief. Ich wurde sogar angeschrieben, ob ich nicht noch zu irgendwelchen Festivals von denen kommen will. Das war ein super Moment.

Trebur Open Air 2017
Freitag 28. – Sonntag 30.07.2017;
In 65468 Trebur

Tickets & Infos : treburopenair.de
Facebook: facebook.com/treburopenair