Das sechste Forest Jump Festival ging erstmals über zwei Tage und ebenfalls zum ersten Mal wurde das Orga-Team mit Funkgeräten ausgestattet. Wie ein Festival so lange ohne diesen technischen Fortschritt durchgeführt werden konnte, ist uns ein absolutes Rätsel, aber es scheint, dass die Veranstalter wissen, was sie tun.
Selten wurde uns so ausführlich von so vielen Beteiligten erzählt, was genau da denn eigentlich zu tun ist, was so ein Festival beinhaltet und was so hinter den Kulissen passiert. Wir freuen uns riesig, euch das Forest Jump Festival 2017 in aller Ausführlichkeit und aus der Sicht der Macherinnen und Macher zeigen zu können.
Im ersten Teil berichten Booker, Produktionsleiter und Vereinspräsident von ihren Kämpfen mit brennenden Fritteusen, eigens zusammengeschraubter Wasserversorgung und den überraschenden Vorteilen von Funkgeräten im Orga-Team. Viel Spaß damit.
Tillmann
– Freundschaft
– Stress
– Erleichterung
Jeder aus der Crew hatte eine Funke am Ohr. Als diese am Freitag bzw. Samstag über Stunden ruhig waren, wusste man, dass alles lief und man sein eigenes Festival, welches man mit seinen besten Kumpelinen und Kumpels aufgebaut hat, genießen kann.
Am Samstag gab es dann noch ein Highlight: Als gerade der erste DJ angefangen hat zu spielen, fing es an, wie aus Kübeln zu regnen. Mein Bruder funkte dann zu mir: „Tillmann, schnapp dir eine große Plane!“ Gesagt, getan. Wir breiteten eine 10x8m Plane der Länge nach auf der Bühne aus und gaben sie dem Publikum, das danach darunter tanzte. Selbst die Künstler kamen aus dem Backstagebereich auf die Bühne, um dieses Spektakel zu sehen.
„Hey Mama, hey Papa, alles gut gelaufen, sind nicht in den finanziellen Ruinen, hier guckt: Das Aftermovie ist fertig!“
Nee, also so kurz fällt das auch nicht aus, gerade weil viele Elternteile von unseren Teammitgliedern auch mithelfen und schon deswegen viel mitbekommen und auch übers Jahr z.B. beim Ticketvorverkauf mitfiebern. Das sind wahrscheinlich unsere größten Fans.
Otto
– einzigartig
– Spaß
– viel Arbeit
Die Frischwasserversorgung. Uns war klar, dass wir in diesem Jahr mehr Wasser benötigen werden als die Jahre zuvor, also brauchten wir eine neue Lösung für die Wasserversorgung im Gegensatz zu den Vorjahren. Die Aufgabe selbst begann bereits Wochen vor dem eigentlichen Aufbau:
Geplant war, einen alten Brunnen in Betrieb zu nehmen. Die Wiederherstellung des Brunnens war eigentlich leicht gemacht, aber das Desaster wurde erst nach der Probenentnahme deutlich. Das Wasser war nicht zu gebrauchen. Also musste eine andere Lösung her. Wir überlegten hin und her, holten Angebote für Lösungen ein, wie auf anderen kommerziellen Festivals bzw. für Frischwasserversorgungsengpässe. Alles zu teuer und uncool. Das Resultat war wie folgt:
Wir haben einen riesigen Edelstahl-Wassertank gekauft und einen weiteren kleineren als mobilen Tank geliehen. Mit Hilfe eines Treckers und einem Steigrohr konnten wir so an einem Hydranten das Wasser zum Gelände fahren. Wir mussten uns aber auch ein Leitungsnetz überlegen und das Wasser dorthin pumpen, wo es benötigt wird. Mit meinem Großvater berechnete ich das gesamte Leitungsnetz und den zu erwartenden Verbrauch. Wir dimensionierten demnach die Pumpe und die Rohrleitungen. Beim Aufbau in der 2. Woche kam dann endlich der gekaufte Wassertank. Ich machte mich sofort an die Arbeit, alle Rohre, die noch nicht verlegt waren, zu verlegen, alle Abzweigungen und Muffen mit Hanfband und Fett einzuschmaddern und dann alles zu verbinden. Der erste Wassertest fand dann am Donnerstag statt. Hier und da ein kleines Leck, aber das war alles fix behoben.
Letzten Endes hatten wir eine Wasserversorgung, welche keine Wünsche offen ließ und wir haben es sogar so weit getrieben, dass wir von Samstag zu Sonntag warme Duschen für unsere Gäste bereitstellen konnten. Ein Hoch auf Poschie, mit dem ich für die Duschen aus gefühlt 1000 Muffen eine Adaptierung und Verteilung zurechtgefummelt hatte.
Beschreibe doch mal bitte einen Forest Jump Tag vom Aufstehen bis zum
Schlafengehen.
Ich nehme mir mal den Samstag vor: Ich bin morgens kurz nach halb 8 aufgestanden, habe mich ganz normal fertig gemacht, nur doppelt so schnell wie üblich. Dann bin ich von zu Hause in den Wald gefahren, habe mit den anderen aus der Side-Crew gesprochen, was am Freitag alles aufgefallen ist, was evtl. kaputt gegangen und ersetzt werden müsste oder evtl. gar gefehlt hatte. Danach habe ich mir erstmal mein Funkgerät ans Ohr gelegt, damit ich erreichbar bin. Dann habe ich angefangen, bisschen Müll vom Vortrag aufzusammeln und im Backstage ein wenig aufzuräumen. Nachdem dann nun alle wach waren und ihren Aufgaben nachgingen und ich soweit erstmal ein wenig Luft hatte, habe ich mich dann Richtung Salzwedel gemacht, um die benötigten Dinge zu besorgen, bisschen Klopapier (ca. 100 Rollen :-D) und ‘n paar Kleinigkeiten aus dem Baumarkt. Im Baumarkt ist mir leider ein kleines Malheur passiert. Ich hatte vergessen, mein Funkgerät aus dem Ohr zunehmen und bin so auch in die Stadt gefahren. Leider bin ich mit einer der Strippen am Regal hängengeblieben und hab‘ so ein Kabel meiner Funke ein wenig zerstört.
Naja, dann zurück zum Wald und an allen Baustellen das besorgte Material abgeliefert.
Dann haben Tillmann und ich die ersten Bands / DJs in Empfang genommen und im Backstage bisschen mit den Leoniden geklönt. Währenddessen habe ich mich informiert, wo die nächste Baustelle ist bzw. wo der Schuh drückt. Mit Torsten habe ich mich dann zum Wasserholen losgemacht, da der mobile Wassertank in den Haupttank gepumpt wurde und wir wieder eine Reserve holen mussten. Auf der Rücktour ist uns beiden für einen Augenblick das Herz noch ‘n Ende tiefer als nur in die Hose gerutscht, da uns ein paar Autos auf dem Feldweg entgegenkamen und wir Platz machen wollten/mussten. Dabei haben wir bemerkt, dass auf dem weichen Seitenstreifen nicht gut Fahren ist mit den ca. 3000l Wasser auf dem Anhänger. Der gesamte Anhänger war so schief, dass Torsten und ich uns mit einem kleinen Ausdruck von Panik angeschaut haben und Torsten dann sofort gegengelenkt und das Geschoss wieder auf den festeren Feldweg geholt hat. Wir haben kurz gelacht und gesagt: „Jetzt machen die Autos aber von vorn Platz!“
Als wir zurück waren, hat Torsten den Trecker mit dem Wasser geparkt und ich bin zur Bühne, um als Stagehand zu helfen. Danach, ca. 20 Uhr, haben wir festgestellt, dass die Toiletten abgepumpt werden müssen. Wir entschlossen uns, den Moment zum Absaugen so weit wie möglich hinauszuzögern, damit wir das nicht evtl. mitten in der Nacht noch einmal wiederholen müssen. Ca. 21:30 habe ich das Unternehmen dann aufs Gelände gerufen. In der Zwischenzeit habe ich mit meiner Freundin hier und da Rindenmulch in einige Senken bei den Waschbecken und Wegen gefüllt, da der Matsch der Vortage dann wieder durch den Rasen trat. Ab 23 Uhr half ich immer wieder am Tresen und als Stagehand. Es tummelten sich schließlich 1000 Durstige Mäuler um den Tresen. Mein Abend ist an der Bar gegen 6:00 Uhr geendet. Dann haben wir selbst noch ein wenig das Festival hinterm Tresen gefeiert. Zum Schluss habe ich mich mit Lars (unserem 2. Lichttechniker und als John Tale ebenfalls als DJ bei uns) abgesprochen. Wir haben ein wenig die Bühne aufgeräumt, er hat die Licht- und Tonanlage in den Standby-Betrieb gefahren, das DJ-Equipment gereinigt und alles in die Cases verstaut. Danach sind wir beide zu mir nach Hause gefahren, da Lars bei mir im Gästezimmer übernachtet hat, haben uns völlig gerädert gute Nacht gewünscht und sind erschöpft gegen 8 Uhr in die Betten gestiegen.
Wir waren durch die Funkgeräte viel besser in Koordination und Problemlösung als je zuvor. Man sparte sich so viele Laufwege und dadurch war es zum einen nicht so anstrengend und zum anderen wurden sämtliche Probleme bzw. zu erledigende Aufgaben extrem schnell bewältigt.
Im Allgemeinen war die gesamte Organisation während und auch lange vor der Veranstaltung deutlich besser als in den Vorjahren. Wir haben Gewerke klar untergliedert und uns auf diese Gewerke verteilt. So wusste jeder was und wann er etwas zu erledigen hatte. Und zum anderen nutzen wir eine App, um Aufgaben und Absprachen zu teilen und zu organisieren. In der App ist wieder alles nach Gewerken aufgeteilt. Dies hat einfach dazu geführt, dass nicht jeder alles lesen musste, aber immer der/die, für den/die es adressiert war. Einfach herrlich.