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Mehr Wut bitte:

Die Besucher vom Haldern Pop 2016 (Teil 2)


 
 

text Johannes Jacobi
fotos Felix Strosetzki

Im Regen mit Mehl beworfen und 2D Roundhousekick? In Skikleidung aufs Fahrrad und die Insel verlassen? Nice to meet you Haldern Pop!

 

Wir müssen reden! Wir wollen wissen wer ihr seid, was ihr getrunken habt, wie viele Kinder ihr betreut und wie eure Mütter heißen. Ihr macht das Festival laut, leise, sauber, dreckig oder entspannt, kurz: zum dem was es ist. Deswegen zeigen wir euch!

Regina / 53 / Köln

Beschreib dich selbst in einem Satz.
Ich bin manchmal recht schnell von Dingen begeistert, das ist dann aber auch genau so schnell wieder weg.

Was machst du Privat?
Ich organisiere die Qualitätssicherung in einer IT-Firma.

Das ist dein erstes Haldern Pop, wie kam es dazu?
Ich habe die „Lange Nacht“ (Radiosendung bei Deutschland Funk) über das Haldern gehört und ab da war ich völlig angefixt. Irgendwie mussten dann diese Karten her. Ich hatte den Vorverkauf verpasst, aber es hieß, dass es noch einzelne Karten gibt. Also bin ich morgens um 6 Uhr, Anfang Januar in meiner Skikleidung, aufs Fahrrad und war die erste vorm Laden.

Feedback an die Veranstalter, also was könnte man hier besser machen?
Bisher ist alles gut. Irgendjemand hat mir gesagt, dass die noch mal Späne ausstreuen wollen, aber so langsam trocknet es hier ja auch alles ab.

Drei Bands, die du zuhause hörst?
Ostkreuz, das Jazzalbum von Roger Cicero und Sophie Hunger.

Philipp / 27, aber gefühlt 30 im Moment / Wuppertal

Was machst du im normalen Leben?
Ich bin Student, also ich studiere Englisch und Geschichte.

Beschreib dich selbst in einem Satz.
Da fällt mir nur ein Zitat von Bob Dylan ein: „Alles was ich sein kann, ist ich selbst, wer auch immer das ist.“

Warum immer wieder Haldern?
Dieses Jahr ist mein 11. Mal. In den letzten Jahren aber weniger wegen der Musik, sondern mehr weil es im Freundeskreis zum Ritual geworden ist.

Wieso nicht mehr wegen der Musik?
Also natürlich komme ich auch immer noch wegen der Musik. Aber mir fehlt so ein ganz kleines bisschen die Wut. Es wirkt manchmal einfach ein bisschen seltsam. Als ich gestern Abend z.B. Damien Rice gesehen habe, also erstmal Hut ab für die musikalische Leistung, aber es wirkte doch so ein bisschen fehl am Platz. Vieles in der Welt ist so stark im Umbruch im Moment und die Musik plätschert dann hier so vor sich hin.

Gibt es einen Act, auf den du dich dieses Jahr am meisten gefreut hast?
Ich habe mir vorher nicht angehört was hier läuft. Ich lasse mich eigentlich jedes Jahr überraschen. Aber Die Nerven fand ich schön. Die waren ganz cool. Da wirkte die Musik auch nicht so fehl am Platz. Auch Go Go Penguin waren eben ganz nett.

Lustigstes oder schlimmstes Festivalerlebnis?
Ein guter Freund von mir stieg bewaffnet mit Union Jack Scotch und Unterhose, also wirklich nur die Unterhose und dem Union Jack in der Hand, oben auf seinen Bus. Davon gibt es ganz tolle Fotos. Er wirkte in dem Moment wie der bestellte Held. Das war ein schönes Erlebnis.

Hast du ein Feedback an den Veranstalter?
Die Insel verlassen und sich mehr auf die Welt einlassen.

Mehr Leute wäre schön. Das Festival ist ja auf 7.000 – 8.000 begrenzt.

Marvin / 25 / Emmerich

Was machst du Privat?
Ich bin Elektroniker.

Beschreib dich selbst in einem Satz.
Familiärer und toleranter Kerl, würde ich sagen.

Lustigstes oder schlimmstes Festivalerlebnis?
Mir ist eben eine geile Sache passiert. Ich hab da meinen Campingstuhl stehen gehabt, mit einem Bier drin. Ich wollte den Stuhl dann zur Seite nehmen, hab den Stuhl dabei über meinen Kopf gehalten und die Flasche ist rausgefallen und mit dem Flaschenhals im Boden stecken geblieben. Das war zumindest für die Gruppe gerade ganz witzig. Das schlimmste Festival war wahrscheinlich Haldern vor 10 Jahren oder so. Da ist hier alles abgesoffen. Ich stand mit meinem Vater am Wohnwagen und als Fußabtreter hatten wir so Holzbretter liegen, die sind dann auf einmal weggeschwommen. Das war schon irgendwie kacke.

Würdest du dem Veranstalter noch etwas mit auf den Weg geben?
Mehr Leute wären schön. Das Festival ist ja, glaube ich, auf 7.000 – 8.000 begrenzt. Ansonsten ist das Haldern Pop top. Da kann man nicht meckern.

Moni / Köln / 31

Bist du auch auf anderen Festivals?
Einmal bei Rock am Ring, das war mir aber etwas zu groß. Beim Hurricane waren wir auch ein paarmal. Das war damals auch unser Hauptfestival – das hat sich dann aber geändert. Es wurde immer größer, was sie hier, auf dem Haldern, ja vermeiden wollen. Irgendwann kommen halt auch Leute einfach nur zum Saufen und Stress machen. Das war unser Problem damals, dass z.B. unsere Nachbarn uns dann bei Regen mit Mehl beworfen haben. Das war schon gut assi.

Dein bestes Festivalerlebnis, fällt dir da eine besondere Geschichte ein?
Am Coolsten ist es eigentlich, wenn du alle Leute verlierst. Du lernst Milliarden neue Leute kennen, die sich auch alle gegenseitig verloren haben. Alle sind mega nett und es ist einfach voll schön. Am Ende stehst du beim Mainact, es kommt gerade ein richtig geiles Lied, es ist einfach der perfekte Moment und auf einmal finden alle deine Leute wieder zu dir. Das ist mir schon 2-3 Mal auf Festivals passiert und es ist jedes Mal wieder ein geiles Gefühl. Es stimmt in diesen Momenten einfach alles.

Was machst du im normalen Leben?
Ich bin Schwimmlehrerin. Ich war vorher Fremdsprachensekretärin, wollte aber gerne etwas mit Kindern machen. Ich habe sogar ein paar Seepferdchen dabei. Der Plan war eigentlich Leute in Pfützen springen zu lassen, aber das ist auch ein bisschen gemein. Vielleicht mache ich das morgen auch einfach am See.

Beschreib dich selbst in einem Satz.
Da muss ich ein bisschen weiter ausholen. Hier im Dorf gibt es einen Laden, der heißt Elektro-Schmänk. Ich finde den Namen einfach so schön: Schmänk. Ich hoffe, dass diese Leute ihren Sohn Hank genannt haben. Hank Schmänk ist aber eigentlich schon mein Alterego. Ich war Praktikantin bei Chuck Norris und das kann man jetzt natürlich nicht sehen, aber ich kann den 2D Roundhousekick, für mehr hat es leider nicht gereicht. Also Hank Schmänk, der Praktikant von Chuck Norris, das bin ich.