Der Hamburger Sommer ist bekanntlich ein durchwachsener – dachte man. Wem nach der aktuellen Dürre der Orkan, geschweige denn der permanente Nieselregen fehlt, der kann sich am kommenden Augustwochenende zum abersten Male auf der Insel Wilhelmsburg von derben Beats über die Elbe zum Rethespeicher pusten lassen.
text Johannes Jacobi
redaktion Johannes Jacobi
fotos Henry Maske
Über die Jahre ist beim MS Dockville dabei nicht nur das Publikum bis zur maximalen Kapazität angewachsen, auch die Qualität des Line-Ups bewegt sich konstant oberhalb des Otto-Normalniveaus. Allen Rekordpegeln der 11. Ausgabe zum Trotz hat das Hamburger Aushängefestival sich dennoch den Geschmack für gute Newcomer bewahrt und lässt diese an den Mittagen gar über die ein oder andere Hauptbühne musizieren – und das diesmal mit besonders viel Sinn für gleich ein ganzes Potpourri an Genre-Revitalisierung.
The Cool Quest
Gar nicht mal so uncool, wenn fünf Niederländer/-innen einen auf Hip-Hop und dicke Hose machen und diese Attitüde dazu noch mit jeder Menge Livequalität und vor allem einem unwiderstehlichen Saxophon unterstreichen. The Cool Quest sind so etwas wie die jazzbesessenen +5 auf der ungebetenen Gästeliste deiner schnöden Einweihungsfeier, die eigentlich niemand kennt, aber trotzdem – oder gerade deshalb – ebenso wie die Horde Einhörner in ihrem Video zur Single „Coastline“ durch den dezent verstörten Ballsaal grooven. So kann der Auftakt am Freitag nur ein knackiger Flare werden.
Freitag, 15:10 -15:50 Uhr, Grossschot
The Cool Quest veröffentlichten ihr aktuelles Album „Vivid“ Ende März auf Backseat (Soulfood).
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Das Paradies
Talking To Turtles-Sänger Florian Sievers goes solo und beehrt kurz vor Release seines Debütalbums unter dem galanten Alias „Das Paradies“ das Elbufer. Wenn auch derzeit in Leipzig ansässig, klingt das hier wieder ganz nach Hamburger Schule und wäre wohl nirgends besser aufgehoben als im Antlitz des Rethespeichers und seiner moinsenden Möwen. Wem Die Höchste Eisenbahn zu hoch ist, der findet im Paradies ihren bescheidenen Bruder, möchte man scherzen. Man darf Sievers auf jeden Fall gratulieren, dass er der deutschen Radiopopwelle der Gegenwart ohne Mühe entkommt und stattdessen lieber sein Lo-Fi Gemütskonfetti verstreut.
Samstag, 16:30 – 17:20 Uhr, Grossschot
Das Paradies veröffentlicht sein Debütalbum „Goldene Zukunft“ am 24. August auf Grönland Records.
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Mahalia
In Deutschland noch weitgehend unbekannt, schlägt die 19-jährige Mahalia Burkmar aus Birmingham in England bereits hohe Wellen. Schon 2015 tauchte sie auf Rudimentals „We the generation“ auf und bastelt seitdem nicht nur am eigenen Debütalbum, sondern vorzüglich daran, den verloren geglaubten R’n’B und Soul aus dem Popgeschäft der frühen 2000er wieder aufleben zu lassen. Wer in geringster Weise mit Pflastergesicht Nelly feat. Kelly Rowland und Konsorten in seiner Jugend in Berührung kam, wird hier eine Nostalgieträne nicht verhindern können – post-heartbreak Lyrics inklusive.
Sonntag, 14:50 – 15:30 Uhr, Maschinenraum
Mahalia veröffentlichte ihre aktuelle Single „I Wish I Missed My Ex“ Ende Mai auf Atlantic Records.
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