Mit einem Blick fürs Detail stellen die Veranstalter*innen des Obstwiesenfestivals jedes Jahr aufs Neue ein unglaublich liebevolles Festival auf die Beine - und das Ganze draußen und umsonst! So wie es bei einem guten Aftermovie sein sollte, spiegelt der Film genau diesen Charme wieder. Dabei kamen die Macher*innen auch ohne vollbeladenes Produktionsteam aus. Im Gegenteil, sie haben sich einfach ihre Kamera genommen und haben pur, unmittelbar und echt gezeigt, was das Obstwiesenfestival ausmacht. Wie sie dazu gekommen sind, erfahrt ihr hier.
Bitte stellt euch doch kurz vor. Was macht ihr sonst so und wie kam es zu eurer Zusammenarbeit mit dem Obstwiesenfestival?
Wir sind Max Tank und Rebecca Lutz. Rebecca studiert Fotografie in Berlin und ist als Fotografin nicht nur im Studio und auf der Straße unterwegs, sondern auch auf vielen Festivals. Beim Aftermovie fürs Obstwiesenfestival war sie eine wahnsinnige Unterstützung in der Postproduktion. Merci nochmal! Ich studiere 'Interaktive Medien' in Augsburg, bin zusätzlich Fotograf und Medien-Allrounder. Heißt von Filmproduktion über Marketing, Design bis hin zum Programmieren. Kennengelernt haben wir uns auf dem Singoldsand Festival im Fototeam, wo wir beide die Liebe zu Festivals entdeckt haben. Seitdem sind wir best buddies. Clemens, einen der zwei Veranstalter vom Obstwiesenfestival, kennen wir witzigerweise über zehn Ecken. Wir sind beide beim Modular Festival aktiv, sowohl als Fotografen als auch in den Positionen Bereichsleiter Medienteam/Marketing. Darüber kennen wir den Produktionsleiter Patrick, der mit Clemens zusammen seine Ausbildung gemacht hat. Und Patrick hat uns mit Clemens connected. Kurz gesagt: Mundpropaganda.
Bei all den Aftermovies dieser Tage ist es schwer sich abzuheben. Was war euch besonders wichtig zu transportieren?
Heutige Festival-Aftermovies sind echt extrem geworden. Wie viel Aufwand von Riesen-Produktionsteams da reingesteckt wird, das grenzt ja teilweise schon an Kurzfilme. Hut ab! Diese Möglichkeiten hat man natürlich als Zwei-Personen-Team nicht ganz. Aber das war auch gar nicht unser Anspruch. Wir wollten den Zuschauern das Festival aus unserer Sicht zeigen. Welche Emotionen wir wahrnehmen und wie sich das Festival für uns anfühlt.
Hattet ihr im Vorhinein ein Skript oder habt ihr euch einfach die Kameras geschnappt und euch ins Getümmel gestürzt?
Klar macht man sich vorher schon Gedanken über das Video. Wie man es ungefähr aufbauen möchte, was man alles gerne drin hätte und auch ein paar Schnitttechniken. Aber wenn kein genaues Skript im Vorhinein besteht, wird oftmals einfach drauflos gedreht. Man kann sich in den meisten Fällen bei einem Aftermovie sehr frei austoben. Also bin ich, Max, mit ein paar Gedanken, einer groben Idee im Kopf und einer Kamera in der Hand auf das Festival gefahren und habe mich überraschen lassen.
Wie viele Kameras waren im Einsatz und mit wie vielen Leuten wart ihr vor Ort?
Vor Ort war ich alleine und hatte auch nur eine Kamera dabei. Das ging schon super, war teilweise aber auch stressig. In Zukunft werde ich sicherlich zusammen in einem kleinen Team vor Ort die Sache rocken. Dann kann man das Festival noch intensiver auf sich wirken lassen und bekommt sicherlich auch noch mehr schöne Momente vor die Linse. Schließlich kann man alleine nicht überall gleichzeitig sein. Da muss man sich schon entscheiden, ob man lieber die mit Zelten selbstgebaute Wasserrutsche auf dem Campingplatz nimmt oder die Lieblingsband, die gerade gleichzeitig die tobende Menge bespielt.
Wie viel Rohmaterial ist zusammengekommen?
66GB - Nicht extrem viel, aber genug, um mit der Sichtung des Materials eine gute Zeit beschäftigt zu sein. Im Nachhinein betrachtet war ich froh, “nur” mein eigenes Material sichten zu müssen. Denn so weiß man schon ungefähr, in welchen Clips verwendbares Material steckt.
Könnt ihr das verwendete Equipment auflisten?
Wir verwendeten als Hauptkamera die Sony Alpha 7 II. Dazu kommen Stative, Gimbals, und Aufsteckmikros. Alles in allem überschaubar und zum Glück auch nicht so aufwendig zu transportieren.
Was waren die größten Probleme während des Festivals? Gibt es eine Situation, die besonders heraussticht?
Wie schon erwähnt, war die einzige Schwierigkeit, sich entscheiden zu müssen, was man nun bei dem umfangreichen Programm filmt. Glücklicherweise wurden auf dem Obstwiesenfestival nicht beide Bühnen gleichzeitig von Bands bespielt. Somit konnte man angenehm von Künstler zu Künstler gehen. Wenn dann allerdings noch Aufnahmen vom Campingplatz und von den Ständen dazu kommen, sowie Stimmungen eingefangen werden sollen, dann ist man schon ganz schön am Rudern. Der Stress und Druck, der dabei entsteht, sind nicht gering. Aber genau das lieben wir so daran. Immer auf Achse und überall mit dabei. Vor und hinter der Bühne, auf dem Campingplatz und bei allen (!) Essensständen. Und zwar immer mit Kamera und guten Vibes.
Was war das Skurrilste, Verstörendste, Witzigste, was ihr vor die Linse bekommen habt?
Jeder, der auf Festivals unterwegs ist, weiß, dass die Stimmung ausgelassen ist, alle ausgiebig feiern und dadurch jede Menge unvorhergesehene Sachen passieren. Vieles, was man auch vielleicht lieber nicht gesehen hätte. Aber was auf Festivals passiert, bleibt auch auf Festivals.
Habt ihr euch während der Produktion gefühlt, als wäre es ein Job oder wart ihr trotzdem noch Festivalbesucher*in und Mitfeiernde*r?
Wir haben beide für uns gemerkt, dass wir ein Festival als Fotograf/Filmer viel mehr genießen können. Keine Riesen-Menschenmengen, niemand, der einem vor der Nase rumspringt und direkte Wege vor die Bühne. Purer Genuss von Musik! Einmal im Flow, ist Filmen oder Fotografieren Nebensache und läuft von ganz alleine.
Was hat euch im Schnitt besonders zu schaffen gemacht?
Wie die meisten Filmer wahrscheinlich sagen würden, die Musik. Wir hatten zwar nicht die Qual der Wahl und mussten keinen Song selbst auswählen. Der wurde uns vom Veranstalter vorgegeben. Aber die Schnitte passend zur Musik zu setzen und auch die Emotionen in den Song zu verpacken, war nicht ganz leicht.
Wie viele Stunden sind circa in die Postproduktion geflossen?
Ach, das wollen wir uns gar nicht genau vor Augen führen. Nachdem wir das Konzept einige Male umgeworfen hatten, haben sich bestimmt viele Tage angesammelt.
Gibt es Aftermovies von anderen Festivals, die ihr besonders gut findet?
Dadurch, dass es eine so extrem große Anzahl an Aftermovies gibt, die allesamt interessante Konzepte haben, ist es schwer bestimmte zu nennen. Aber vor dem Dreh und während der Postproduktion haben wir uns von vielen verschiedenen Aftermovies inspirieren lassen.
Ein Festival, mit dem ihr gern mal arbeiten würdet?
Zuerst noch einmal ein Dankeschön an Clemens vom Obstwiesenfestival, für die Möglichkeit den Aftermovie von einem so schönen, familiären Festival machen zu dürfen. Natürlich würden wir gerne 2019 wieder dabei sein. Dieses Mal gemeinsam vor Ort. Auf der Liste stehen einige Festivals, große wie kleine. Rebecca schmiedet bei sich in Berlin auch schon Pläne. Mal sehen, wo es uns dieses Jahr so hinzieht. Wir haben auf jeden Fall Bock!