text Mimi García
redaktion Tina Huynh-Le
fotos HOLYGRAM
Selbstaufgenommene Demos auf Bandcamp hochladen und zwei Tage später von einem Label angeschrieben werden? Bingo! Die Kölner Band Holygram jongliert zwischen New Wave, Postpunk und Shoegaze und hat es in kürzester Zeit geschafft, auch international bekannt zu werden. Aktuell sind sie auf ihrer ersten Amerika-Tour.
Mit der im Oktober 2016 veröffentlichten EP sind die Jungs regelrecht durch die Decke gegangen: viele Gigs, Touren, Festivals und das alles in nur einem Jahr. Holygram sind bis dato noch ein Geheimtipp, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Wir haben die Chance ergriffen im Interview mit ihrem Bassisten über die ersten Schritte der Band gesprochen.
Erstes Konzert auf der Bühne: Das war im Gleis 22 in Münster mit der französischen Postpunk-Band Frustration (sehr empfehlenswert). Der Club ist auch über Münster hinaus für das Booking sowie den Sound bekannt und war daher perfekt.
Erstes profitables Konzert auf der Bühne: Auf dem Wave-Gotik-Treffen in Leipzig: große Bühne, viel schwarze Kleidung und lauter Leute, die uns noch nicht kannten, aber danach unseren kompletten Merch vernichteten.
Erster gemeinsamer Festivalbesuch: Maifeld Derby ‘17, wo wir auch spielten. Primal Scream war unser Highlight, dazu kam dann noch Slowdive, einfach perfekt.
Erster eigener Festivalgig: Siehe oben. Wir spielten in ‘nem Zelt bei 45 Grad. Alles war voller Menschen und Nebel. Ab und zu mussten die Veranstalter Wasser ins Publikum schießen und die ganze Szene wurde mit alten Overheadprojektoren beleuchtet. Nach dem Gig wurden wir gefragt, ob wir die Band gewesen waren und ob wir mit Drum- Computer oder Schlagzeuger gespielt hätten, da der Nebel uns praktisch unsichtbar gemacht hatte.
Erste Bandprobe: Unspektakulär... Wir spielten die Songs, die wir geschrieben hatten, redeten über Einflüsse, neue Releases und den Sound, den wir live präsentieren möchten.
Erster eigener Proberaum: Unser erster Proberaum war eine umgebaute Autowerkstatt in einem alten Kölner Industriegebiet. Unser Sänger und ich starteten das Projekt ja zu zweit und wir experimentierten viel mit Synthesizern, Pedalboards, Gitarren- und Basssounds herum. Wir suchten nach unverbrauchten Klängen und ein wenig Großstadt, da wir den bunten 60/70ies Vibe satthatten, den viele zu dieser Zeit in Deutschland (re-)produzierten. Aber unsere ersten Stücke hatten auch viel Garage- und New Wave-Elemente. Da unsere musikalische Sozialisierung aus dieser Ecke kommt, sind wir auch immer darauf bedacht, diese nicht zu verstecken.
Erster gemeinsamer Urlaub: Eine Europatour mit OMD Ende 2017. Viele Städte: bunt, laut, dreckig. Dann der Auftritt in der Mitsubishi Electric Hall in Düsseldorf. Wahnsinn. Wir waren auch in Porto, Madrid etc., aber es ist eher ein Teilzeiturlaub. Meist fehlt die Zeit, um Stadt und Menschen kennenzulernen.
Erster gemeinsamer Voll-Suff: Frankfurt mit The Underground Youth. Einer der ersten Auftritte. “There is blood everywhere": Nach dem 2. Song blutete unser Sänger alles voll, er hatte eine Schnittwunde vom Tambourine und die Leute fragten uns nach dem Auftritt, ob es Teil der Performance gewesen wäre. Ja!
Erster Streit in der Band: Weiß ich nicht mehr, sind zu viele. Es geht ja auch immer um etwas Emotionales in der Musik, man will sich in dem, was man tut, repräsentiert sehen. Da haben viele Meinungen halt viel Streit-Potenzial.
Erster Groupie: Still waiting.
Erste gemeinsame Investition: Alles was wir tun.
Erster Gig im Ausland: Prag: günstiges Bier, verrückte Menschen, im Herbst schöner als im Sommer.
Erstes gemeinsames Erfolgserlebnis: Als wir in Prag waren, hat uns unser erstes Label angeschrieben. Sie wollten unsere Ep auf Vinyl rausbringen und das 2 Tage, nachdem wir diese via Bandcamp hochgeladen hatten. Das war für uns sehr surreal.