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Drei Tage voller Matsch und Glitzer:

Interview mit Oliver Schweers


 
 

interview Sascha Krautz
fotos Oliver Schweers

Während man online oft versucht ist Artikel und Fotostrecken zu überfliegen, haben Print-Publikationen nach wie vor einen anderen Wert. Schöne Bilder bekommen mehr Bedeutung, man nimmt sich Zeit und ein gutes Buch holt man auch nach Jahren nochmal aus dem Regal.

 

Das hat sich auch der Hamburger Fotograf und Festivalfan Oliver Schweers gedacht. Das Beste aus drei Jahren auf sechs verschiedenen Festivals erscheint jetzt in seinem Buch „Three Days of Glitter and Mud“ und das zugehörige Crowdfunding startet in wenigen Tagen. Wir wollten mehr erfahren und Oliver stand uns Rede und Antwort.

Hey Oliver, danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Gib uns doch bitte mal eine kurze Einführung, wer du bist, wie alt du bist, woher du kommst und was du so machst.
Ich bin Hamburger Fotograf, 22, und meine Wurzeln liegen in der Bremer Musikszene. Dort hab ich damals meine ersten fotografischen Schritte gemacht und mich nie davon losgelöst. Das Thema Musik war schon immer sehr präsent in meinem Leben und ich denke, es war nur eine Frage der Zeit, bevor das erste größere Projekt gestartet wird. Aktuell studiere ich an der BTK (Hochschule für Gestaltung) in Altona Fotografie und arbeite als freier Fotograf.

Wie kamst du zur Fotografie?
Ich hab mir damals von meinen Eltern zum Geburtstag eine Kamera gewünscht, um bessere Fotos von dem machen zu können, was ich so unternehme. Mit der Zeit fragten mich Leute, ob ich sie und ihre Bands fotografieren könnte. Im Grunde waren das meine Anfänge, die sich sehr schnell in eine professionellere Richtung bewegten. Innerhalb der nächsten zwei Jahre habe ich mich selbstständig gemacht und vor allem in der Bremer Musikszene mit Musikern, Bands und Künstlern gearbeitet. Dazu habe ich Plattencover gestaltet, Pressefotos geschossen, Konzerte und Touren begleitet. Im Laufe der Zeit kam ich zu verschiedenen Magazinen, wie zum Beispiel It’s All Indie, für die ich viele Festivals und Konzerte fotografiert habe. Zusätzlich fotografiere ich viel im Porträt- und Lifestylebereich. Der Hauptteil meiner Arbeit spielt sich aber in der Musikszene ab.

Bücher sind etwas Handfestes und schön präsentiert, können sie eine ganz andere Botschaft, ein ganz anderes Gefühl vermitteln.

Wenn du sagst, dass es relativ schnell professioneller wurde, von was für einem Zeitraum reden wir da? Das waren anfangs sicherlich oft Freunde von Freunden, die du fotografiert hast oder hast du deine Arbeiten auch schon sehr früh im Netz präsentiert?
In den Anfängen habe ich vor allem Flickr als Plattform genutzt, um meine Arbeiten zu teilen. Mit der Zeit habe ich aber auch Facebook und Instagram meine Arbeit veröffentlicht.
Ich denke, das waren ungefähr anderthalb Jahre in denen ich mich in meinem Genre der Fotografie gefestigt, Equipment gekauft und die ersten Jobs angenommen habe. Von da an ging es sehr schnell.

Jetzt aber zum eigentlichen Grund, warum wir auf dich aufmerksam geworden sind: Du hast dein Fotobuch Three Days of Glitter and Mud angekündigt. Wie kam es dazu?
Für mich als Fotograf sind Bücher einfach das geilste Medium um meine Arbeiten unter die Leute zu bringen. Jeder Fotograf hat ja sowieso eine Affinität gegenüber Prints: Das Gefühl, seine Bilder in der Hand zu halten ist einfach tausendmal überragender, als sie nur auf einem Bildschirm flimmern zu sehen. Bücher sind etwas Handfestes und schön präsentiert, können sie eine ganz andere Botschaft, ein ganz anderes Gefühl vermitteln.
Dementsprechend war es unausweichlich mein liebstes fotografisches Thema und meine Liebe zu Festivals in diesem Format herauszugeben.
Insgesamt habe ich für Three Days of Glitter and Mud 3 Jahre lang fotografiert und zigtausende Fotos gesammelt, die ich nicht einfach ungesehen auf der Festplatte versauern lassen konnte. Ich möchte, dass jeder Mensch und vor allem jeder Festivalverrückte etwas davon hat und sich an seine eigenen Erlebnisse zurückerinnern und in dem Buch wiederfinden kann.

Kann ich vollkommen nachvollziehen. Wenn ich mir die Bilder anschaue, die du bis jetzt veröffentlicht hast, dann sieht es nach einem sehr ausgewogenen Verhältnis zwischen dem, was auf der Bühne und dem, was neben der Bühne passiert, aus. Wonach hast du die Festivals im Buch ausgesucht?
Das Buch würde ich wie Musik dem Genre Alternative/Indie zuordnen. Ich bin schon sehr nach der Musik und nach Acts gegangen, und habe in der Sparte besonders viel besucht. Festivals wie Wacken oder With Full Force sind deswegen nicht dabei. Generell geht natürlich jeder lieber auf Festivals, auf denen er die Musik gerne mag, allerdings bin ich ein sehr aufgeschlossener Mensch und gehe auch gerne auf Festivals, die ich nicht kenne oder von denen ich keine Acts kenne. Ich bin da sehr offen für neues und auch interessiert möglichst viel zu sehen.

Auf welchen Festivals warst du denn überhaupt unterwegs?
Im Buch sind das Maifeld Derby, Hurricane, Rocken am Brocken, Appletree Garden, die Breminale und das Melt! mit dabei.

Dann hätte man sich ja auf 1-2 Festivals auch über den Weg laufen können. Hast du einen absoluten Favoriten, den du jedem nur wärmstens ans Herz legen würdest?
Das ist eine gute Frage. Ich habe mich mal gefragt, auf welche Festivals ich gehen würde, wenn ich kürzer treten möchte und tatsächlich waren es immer noch diese sechs. Ich besuche jedes dieser sechs Festivals jedes Jahr mit absoluter Vorfreude.
Eines, was mir besonders ans Herz gewachsen ist, ist das Appletree Garden, mit dem ich quasi groß geworden bin. Das war 2010 mein zweites Festival überhaupt und ich habe damals glaube ich 29€ für die Abendkasse bezahlt. Damals gab es nur eine Bühne und drei Stunden Timetable-Verzögerung und heute sind es zwei Bühnen, ein Tag mehr Programm und fast viermal so viele Leute. Dorthin werde ich auf jeden Fall immer wieder zurückkehren.

War auch eins unserer Highlights im Jahr 2016. Wir waren zum ersten Mal und leider nur 24 Stunden da, aber es ist auf jeden Fall besonders dort. Vor allem für dich als Bremer ist es natürlich nur einen Katzensprung entfernt.
Genau, das war auch anfänglich der Grund, warum wir das erste Mal dort waren. Ich sage immer, man geht einmal hin und kommt jedes Jahr wieder. Liebe auf den ersten Blick.


Hast du ein Festivalerlebnis, das du nie vergessen wirst und immer wieder gerne erzählst?
Da gibt es so viele. Zum Beispiel die brennenden Dixis auf dem Hurricane 2015 ein paar Zelte weiter, oder das letztjährige Maifeld Derby 2015 auf dem wir am Samstag im Auge des Sturms in der Sonne verbrannt sind (und ich mir anschließend meine verbrannte Stirn an der Autotür aufgeschlagen habe. Autsch!).

Ich hoffe, du hast von beidem auch Fotos gemacht.
Findet man beides im Buch.

Welche Festivals sind fürs nächste Jahr geplant und wirst du direkt weiter fotografieren oder gönnst du dir auch mal eine Auszeit?
Bisher stehen für mich Melt!, Appletree Garden, Maifeld Derby, Immergut und das Neon Fields auf dem Plan. Ich werde sicherlich weiterhin als Fotograf anzutreffen sein, allerdings werde ich mehr als Besucher fotografieren und weniger Bands aus dem Graben.

Aber jetzt mal zurück zum Buch. Wie lange hast du daran gearbeitet und wann war dir klar, dass du überhaupt ein Buch daraus machen willst?
Das erste Mal drüber nachgedacht, habe ich im Frühjahr 2015, als ich meine gesammelten Fotos aus 2014 mal wieder durchgeschaut habe. 2015 wollte ich dann nochmal fotografieren und im Oktober ursprünglich das Buch herausbringen. Das daraus solch ein großes Projekt wird, hätte ich nie gedacht. 2016 hab ich dann weiter fotografiert und damit die gesamte Qualität des Buches nochmal enorm gesteigert. Der Gestaltungsprozess dauerte insgesamt anderthalb Jahre bis der finalen Stand erreicht war.

Was waren die größten Probleme, die dir auf dem Weg bis zum fertigen Dummy begegnet sind?
Tatsächlich war es die Druckerei. Den Dummy hab ich bei einer Onlinedruckerei drucken lassen und bis ich endlich das fertige Buch in der Hand hielt, vergingen Monate, weil ein Problem das nächste jagte.
Der Kundenservice war nahezu nicht vorhanden, weshalb es ca. 3 Wochen dauerte bis per Mail alles geklärt wurde und dann dachte ich: ,,Hmm was kann noch schief laufen?“ Tja, der Innenteil stand auf dem Kopf und war verkehrt herum eingebunden. Ich musste es nach zweiwöchigem Mail-hin-und-her wieder zurückschicken und bekam das Teil dann zwischen Weihnachten und Silvester, während niemand zuhause war. Zu dem Zeitpunkt raste die Promophase schon auf mich zu. Das ist auch der Grund, warum wir das Buch und die Kampagne nochmals verschieben mussten. Das war alles sehr frustrierend.



Am 1.3. startet nun deine Crowdfundingkampagne. Was erhoffst du dir durchs Crowdfunding bzw. hast du jemals darüber nachgedacht zu einem Verlag zu gehen?
Zunächst einmal erhoffe ich mir natürlich mein Buch erfolgreich veröffentlichen zu können. Des Weiteren nutze ich es, um mich finanziell abzusichern, da ich als Student mit den üblichen Hamburger kosten nicht so weit in Vorkasse gehen kann. Außerdem ist Crowdfunding ein super Weg, um Specials zu produzieren. Es wird viele verschiedene Specials und Goodies geben und für jeden wird etwas Tolles dabei sein.
Über einen Verlag habe ich auch mal nachgedacht, allerdings möchte ich mich in dem Fall an niemanden binden und mein Buch in Eigenregie verbreiten. Ich möchte es einfach selber in der Hand haben, wie es aussieht und wo es hingeht.

Hmm was kann noch schief laufen?“ Tja, der Innenteil stand auf dem Kopf und war verkehrt herum eingebunden.

Kannst du zu den Specials schon mehr sagen? Was erwartet die Leute, die dich unterstützen?
Das Buch an sich wird es zum Beispiel gar nicht alleine geben. Ich werde für jeden ein Festivalpaket zusammenstellen. Darin enthalten das Buch, ein Jutebeutel, Bier und Glitzer. Außerdem gibt’s viele großformatige Prints, und für einige wenige Exemplare habe ich einen Kumpel, der in diese Illustrationen zeichnet und jedes Buch einmalig macht.

Hört sich sehr cool an. Hast du dafür extra ein eigenes Bier brauchen lassen?
Nein leider nicht, aber ich denke, ich werde mit einem bestimmten Bier das Thema genau treffen. Lass dich überraschen.

Wird gemacht.
So Oliver, wir danken vielmals fürs Gespräch und freuen uns drauf dich auf dem Immergut zu treffen!

Yes, das wird geil! Ich danke euch.

Alle Infos zu Olivers Crowdfundingkampagne findet ihr auf seiner Facebookseite:
https://www.facebook.com/olliphoto

Und noch mehr Bilder gibt es unter:
http://www.oliverschweers.com/
https://www.instagram.com/oliverschweers/