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Den Stein ins Rollen bringen:

Interview mit Alexander Dettke vom Wilde Möhre Festival


 
 

interview Johannes Jacobi
fotos Wilde Möhre

Kunst und Workshops in ein mit Musik vollgepacktes Programm zu integrieren, gehört inzwischen bei vielen Festivals zum guten Ton. Oft finden Angebote dieser Art allerdings nur am Rande statt oder gehen gar gänzlich unter. Auch beim Wilde Möhre Festival wurde sich anfangs schwer getan, diese Komponenten in den Vordergrund zu rücken. Inzwischen wird mit einer Vielzahl von Booker_innen gearbeitet und das Konzept scheint aufzugehen.

 

Wir haben Mitbegründer Alexander Dettke im Wilde Möhre Büro besucht und wollten wissen, wie das Feier-Publikum solch einen Anspruch annimmt, und was so alles schief gehen kann bei dem Versuch, aus einem Großstadt-Open-Air ein Festival in der Natur zu zimmern.

Hallo Alex, danke für deine Zeit. Steigen wir gleich mal ein: Du bist Mitbegründer der Wilden Möhre und das Festival ist aus Open Airs heraus entstanden, richtig?
Vor den Open Airs gab es noch eine Philosophierunde von uns Zugezogenen. Wir sind alle zum Studieren nach Berlin gezogen und die große Stadt hat uns am Anfang riesige Freiheiten gegeben und damit kam die Frage, wie wir damit umgehen und was unsere Werte sind. Wir haben uns gefragt was ist Glück oder was ist Liebe – und daraus sind dann unsere ersten Open Airs entstanden. Wir haben einfach gesehen, wie geil das eigentlich ist, dass Leute auf die Straße gehen und einfach Musik machen. Da kann jeder dabei sein, egal ob alte Leute, Familien mit Kinderwagen, egal wer. Jeder ist erlaubt und man feiert einfach für lau gemeinsam auf der Straße. Das wollten wir auch und das wurde auch sehr schnell größer. Im Winter kam dann die Frage, was wir damit machen und wir haben dann im Brunnen 70 mit „Royal Wedding“ angefangen. Viele kleine Räume mit ganz eigener Atmosphäre, durch Theater, durch Poetry Slams, kleinere Workshops und so weiter.

Wir dachten, dass nur das Feiern selbst zu wenig, zu destruktiv ist.

Das nutzt sich nach einer Zeit ab und wir wollten mehr Inhalt und vielleicht auch bei manchen Leuten ein wenig den Stein ins Rollen bringen. Aber im Club mussten wir nach einigen Partys erkennen, dass das Konzept nicht so richtig aufgeht und dass der perfekte Ort für unsere Philosophie eigentlich ein Festival wäre. Wenn du drei oder vielleicht auch fünf Tage auf einem Gelände im Freien bist, kommst du total zur Ruhe und du kannst mit deinen Gästen auch viel mehr machen. Zwar wird gefeiert, aber vielleicht gibt es auch mal eine Feierpause für Workshops oder so.

Eigentlich gibt es ja schon genug Festivals. Inwiefern wart ihr der Meinung, dass ihr da auch noch was machen müsst und was waren anfangs eure Werte, die sich vielleicht von all den Anderen abheben?

Wir hatten nicht das Gefühl, dass es ein Festival wie die Möhre vorher schon gab. Es gab Ähnliches, wie zum Beispiel die Fusion, die hat uns sehr beeindruckt. Da gab es ja auch Workshops und diese Freiheit und der Ferienkommunismus. Aber das war irgendwann sehr groß und vor allem eigentlich fast zu 100% aus Musik bestehend. Wir wollten gern etwas machen wo Kunst und Workshops im Vordergrund stehen, auch wenn wir anfangs gar nicht wussten, wie das geht oder wie man dafür Leute findet. Deswegen ist im ersten Jahr auch viel schiefgelaufen.

Inwiefern schiefgelaufen?
Naja, man muss das ja koordiniert bekommen, wenn so viele Workshop Leute da sind. Da fällt mal jemand aus oder kommt vielleicht doch nicht, weil zu viel gefeiert wurde oder so. War ja alles auf freiwilliger Basis und wir haben das einfach massiv unterschätzt und waren viel zu wenig Leute. Aber wir haben draus gelernt und jetzt gibt es zehn verschiedene Booker, die alle ExpertInnen sind in ihren Bereichen. Da findet dann viel mehr Qualität statt und alles ist besser organisiert.

Habt ihr schon ein Gefühl dafür, ob so etwas überhaupt angenommen wird? Oder denkt manch einer dann vielleicht „Scheiße, jetzt werd ich hier beim Feiern unterbrochen“?

Sicher gibt es Leute die so denken, aber für die ist es dann vielleicht nicht der richtige Ort. Wir wissen, dass die Hälfte unserer Besucher einen Workshop oder Ähnliches besucht hat, aber wir wissen auch, dass es für viele nicht der Hauptgrund für die Anreise ist. Trotzdem finden wir es aber enorm wichtig fürs Lebensgefühl. Es geht ums Runterkommen und nicht nur darum, sich einfach nur wegzuschießen. Dafür sind wir das falsche Festival.
Außerdem ist uns übrigens Nachhaltigkeit sehr wichtig. Es gibt in der Festivalbranche immer zwei Leidtragende. Zum einen der Künstler, weil der nicht richtig oder gar nicht bezahlt wird. Das andere ist der Veranstalter.

Wir finden, es muss möglich sein, dass die Leute,die Kultur machen davon Leben können.

Zumindest Mindestgagen sollten gezahlt werden und als Veranstalter sollte man Miete und Brot zahlen können. Ich denke das ist was uns von anderen Festivals deutlich unterscheidet.
 Auch dazu gehört, auf die Umwelt zu achten. Viele Veranstalter lassen vielleicht ihren Müll liegen oder nerven die Anwohner mit falsch eingestellten Anlagen und machen Natur einfach kaputt. Deswegen sollte auch da investiert werden. Wir schauen, dass wir Strom nachhaltig beziehen, wir kommunizieren, dass unsere Gäste nicht so viel mit eigenen Fahrzeugen anreisen, kompostierbare Becher, Zigarettenstummel….
Im Grunde versuchen wir, ein allumfassend faires Festival zu machen. Für Teilnehmer, Anwohner, unsere Leute, die Künstler und die Umwelt. Das ist unsere Philosophie von gutem Leben und ich denke das ist ein Alleinstellungsmerkmal und das überträgt sich auch auf die Stimmung auf der Wilden Möhre.

Was für Faktoren haben denn bei der Entscheidung zwischen Verein und Firma eine Rolle gespielt und wie viele Leute waren anfangs dabei?

Ganz am Anfang haben wir zu dritt die Firma gegründet, dann wurden es aber natürlich schnell mehr. Firma deswegen, weil es ein enorm hohes Risiko gibt. Das kann man auch prozentual in unserem Transparenzbericht nachlesen was da alles anfällt für so ein Festival. Und das Risiko, wenn man vielleicht mal eine Genehmigung nicht bekommt oder irgendwas passiert… Um sich da abzusichern, sollte man dem deutschen Recht entsprechend eine UG oder eine GmbH gründen. Nicht um Leute nicht zu bezahlen, sondern einfach nur um am Ende nicht in der Privatinsolvenz zu stehen.

Du lebst also jetzt fulltime vom Festival, oder? 

Genau!

Kommst du ursprünglich aus dem Kulturbereich?

Ich habe BWL studiert und dazu Philosophie und Psychologie belegt. Habe mich nebenher mit vielen Themen beschäftigt, weil mir BWL nicht wirklich zugesagt hat, aber jetzt hilft es natürlich. Die anderen im Team kommen von kreuz und quer. Biologie, Umwelt, Asien/Afrika-Studien bis hin zu Musik… Ich bekomm es gar nicht alles zusammen.

Was für Besucherzahlen hattet ihr denn bisher und in welche Richtung soll es gehen?

Wir sind direkt im ersten Jahr mit 3.000 verkauften Tickets gestartet, es waren aber dann sicher um die 4.000 Leute da. Das Gelände war nicht gesichert und da sind einige einfach so rein. Im zweiten Jahr waren wir bei 5.000 – mit Künstlern und Helfern und allem sind wir am Ende wahrscheinlich bei insgesamt 6.000 Menschen. Dabei bleibt es auch, da unser wichtigstes Gut natürlich die Atmosphäre ist. Wir sind ja kein Festival wo alle vor einer großen Bühne abraven, sondern haben viele kleine Spots wo jeweils eine eigene Atmosphäre kreiert wird. Hier entspannt man, da gibt es Bier, da spielt mal eine kleine Band, da gibt’s natürlich den Elektro-Rave und da gibt es den See und so weiter. Das macht uns aus und das funktioniert nur, wenn man Platz hat.
 Deswegen ist der Ticketpreis aber auch entsprechend, da sich die Kosten auf viel weniger Leute verteilen. Aber letztlich ist die Möhre eben auch Qualität – und das muss man wollen.

Wir sind nicht der billige Rave von nebenan ...

… der Anspruch ist fair zu sein und den Gästen die schönst mögliche Zeit zu bescheren.

Denkst du es ist schwer diesen Anspruch zu halten? Angenommen ihr verkauft nächstes Jahr in nur drei Minuten alle Tickets, dann bekommt man vielleicht „Goldgrube“- Gedanken?

Das kann ich mir nicht vorstellen. Es müsste ja das gesamte Team zustimmen und das wird nicht passieren. Klar, wenn nur vier Leute Entscheidungen treffen, dann profitiert am Ende auch jeder selbst davon, aber wenn du ein großes Team hast, dann geht es den Leuten um die Sache an sich. Damit würden wir uns auch kaputtmachen, was wir uns aufgebaut haben. Wir versuchen lieber weiter an Konzepten zu arbeiten, um dafür zu sorgen, dass wirklich alle vom Festival leben können. Da entwickeln wir Konzepte wie das Wilde Möhre Camp, wo man unter dem Jahr Urlaubsangebote bieten kann, um die Workshops zu vertiefen, aber auch andere Angebote hat.


Wie sieht das musikalisch aus, verfolgt ihr eine klare Linie oder könntet ihr euch für die Zukunft vorstellen, auch einmal größere Headliner zu buchen?
Flo, unser Dj-Booker, legt immer sehr viel Wert auf den roten Faden und spricht auch jede Entscheidung mit unserem Team ab. Unsere Philosophie ist eigentlich nach oben hin zu deckeln und nach unten hin aufzustocken, aus dem einfachen Grund, dass man von Kultur leben können muss. Natürlich ist unser Anspruch, Qualität zu haben und die hat nun mal ihren Preis, was aber nicht heißt, dass wir den ganz Großen noch mehr Geld in den Rachen schmeißen müssen. Lieber buchen wir Leute die wir selbst gerne auf einer guten Anlage hören wollen würden, aber größere Namen als die bisherigen sind nicht geplant. Das wäre auch unfair allen anderen Künstlern gegenüber, so werden die Gagen gerecht verteilt. Gute Musik wird es sowieso geben, da kann man sich sicher sein.

Wie behandelt ihr die Deko? Tretet ihr gezielt an Kollektive ran oder kann sich jeder bei euch bewerben?
Es gibt bei uns Bewerbungsformulare für Kollektive und DJs, bei denen wir uns auch wirklich jede Bewerbung anhören. Es gab übrigens 500 DJ-Bewerbungen, von denen wir uns auch jede einzelne angehört und beantwortet haben.
Aber zurück zu den Deko-Kollektiven. Wir haben uns die Bewerbungen angeschaut, im Team besprochen und danach die Kollektive angeschrieben mit denen wir gerne zusammenarbeiten würden. Gleichzeitig arbeiten wir aber auch schon mit eigenen zusammen, da achten wir drauf, dass diese Verbindung auch gehalten wird.

Habt ihr klare Themen oder Stimmungen, die sich von Jahr zu Jahr ändern oder lasst ihr euch einfach von den Bewerbungen inspirieren?
Das Festival entsteht ja erst durch die Leute, die Bock haben dort mit zumachen. Das heißt, dass die 300 Helfer die mitaufbauen, das Festival auch maßgeblich mitprägen, indem sie ihre Ideen umsetzen. Dazu kommen dann die Kollektive die das machen können, worauf sie eben Lust haben. Das interne Orga-Team besteht ja auch nicht aus erfahrenen Dekorateuren. Natürlich haben wir auch Ideen und bringen diese gerne mit ein, aber am Ende lebt das Festival von den Kollektiven und denen die helfen mitaufzubauen. Es kann durchaus passieren, dass die Bühnen ganz anders aussehen oder auch, dass sie mal woanders stehen als erwartet. Wichtig ist nur, dass die Räume die man schafft, auch ihrer Bestimmung dienen.

Wenn ein Festival wächst, dann wachsen natürlich auch die Auflagen an die Sicherheit. Wie stellt ihr sicher, dass es zwischen Security, eurem Publikum und auch eurem Festival keine Reibungspunkte gibt?
Sicherheit ist natürlich immer ein großes Thema. Wir arbeiten aber mit einer tollen Crew, die auch mit vielen Clubs hier in Berlin arbeitet. Trotzdem sprechen wir mit jedem einzelnen vorher noch einmal. Man muss auch verstehen, dass es teilweise unheimliche Stresssituationen gibt, wenn der Security bei 40 Grad dasteht, kurz vorher erst eine brenzlige Situation klären musste und ihm dann ein übermütiger Gast entgegenkommt.

Da bleibt es leider nicht aus, dass man sich auch mal anraunt.

Deswegen versuchen wir, genug Securities zu bezahlen, so dass diese nicht überlastet werden und verhindert werden kann, dass es zu unnötigen Reibereien kommt. Alles in allem finden wir die Zusammenarbeit mit den Sicherheitsleuten aber gut.


Wie ist die Zusammenarbeit mit der Region und den jeweiligen Ämtern? Oft ist es ja so, dass die Ämter wenig Ahnung von dem haben was ihr da macht und dann teils überzogene Sicherheitsauflagen kommen.
Da hatten wir anfangs einen richtigen Kampf. Aber inzwischen läuft die Zusammenarbeit richtig gut. Ganz am Anfang gab es hier auf dem Gelände bestimmt zehn Veranstaltungen, die teilweise ihren Müll liegen ließen oder die Mucke zu doll aufgedreht haben. Dementsprechend schlecht gelaunt waren dann auch die Anwohner. In dieses Szenario sind wir reingekommen.

Verbrannte Erde quasi.

Wir mussten die Anwohner erst einmal davon überzeugen, dass es uns wichtig ist, das Gelände nicht dreckig zu hinterlassen und wir die Musik auch nicht zu stark aufdrehen. Das glaubt dir anfangs natürlich keiner. Die Stadt hat sogar gezielt versucht das zu verhindern. Glücklicherweise hatten wir noch den See, wo wir dann einen Großteil der Infrastruktur hin verlegt haben. Das wiederum hat unsere Gäste nicht glücklich gemacht, da man immer mit dem Shuttlebus zum Gelände fahren musste. Das dieser bei einem Ticketpreis von 65 Euro nicht rund um die Uhr im Einsatz sein konnte, sollte hoffentlich klar sein. Dementsprechend mussten wir die Ticketpreise erhöhen, um die Qualität, die wir uns für das Festival wünschen sicherzustellen.

Um das noch weiter auszuführen: Wir habe die ganze Zeit an einem 80-seitigen Sicherheitskonzept gearbeitet, in dem wirklich jeder Fall berücksichtigt wurde. Wir waren dann in der Phase, in der das Sicherheitskonzept rumgeschickt wird und plötzlich haben die Eigentümer gesagt, dass sie die Bestätigung der Stadt brauchen. Hier beißt sich die Katze allerdings in den Schwanz. Als wir dann endlich einen Termin mit den Eigentümern und der Stadt hatten, ist das ganze Kartenhaus zusammengefallen. Uns wurde gesagt, dass es zu risikoreich ist und es so nicht genehmigt wird. Das war etwa zweieinhalb Monate vor dem Festival. Wir hätten das Festival also irgendwie durchziehen müssen, da es zu kurzfristig zum Absagen war. Also haben wir jeden, den wir kennen angerufen, was dazu führte, dass wir doch noch ein Gespräch mit dem Landkreis und der Stadt bekamen. Dort konnten wir alle Ängste ausräumen, unser Konzept wurde geprüft und wir kamen zu einer einvernehmlichen Lösung. In diesem Jahr lief auch nicht alles perfekt, aber es hat gereicht, um so viel Vertrauen aufzubauen, im Folgejahr dann wirklich zusammenzuarbeiten.

Gab es bei euch ganz schlimme Anfängerfehler?
Das erste Jahr sind wir mit einem Minus rausgegangen, da das ganze Thema so unglaublich komplex ist, man viele Kosten gar nicht auf dem Schirm hat und man einfach gar nicht alles bedenken kann. Wenn ich einen Tipp geben müsste, dann würde ich sagen:

nimm deine Kalkulation und rechne mindestens noch einmal 20% oben drauf, wenn nicht sogar 50%.

Wenn du aber ein Team hast, mit dem du so eng bist und mit dem du reden kannst, dann kann man sicherlich weit kommen. Man sollte aus seinen Fehlern lernen können.

Thema Drogen: redet ihr da vorab drüber?
Wir wissen natürlich, dass Drogen in der Feierszene konsumiert werden. Das geht auch an uns nicht vorbei, da wir ja sehen, was für Fälle in der Krankenstation behandelt werden. Wir thematisieren Drogen aber kritisch mit Vorträgen auf unserem Festival. Kritisch heißt aber nicht pauschal, dass wir gegen jegliche Drogen sind. Wir sehen Alkohol und Nikotin ebenso als Drogen, wie jede andere Substanz und wir wissen auch, dass diese positive Effekte haben können. Allerdings besteht das Problem, dass durch die Illegalisierung keiner so genau weiß, was in den jeweiligen Drogen drin ist. Es gibt unnötige Risiken die miteinspielen. Außerdem glauben wir, dass man durch die Tabuisierung schneller in ein Abseits gerät, was auch nicht cool ist. Substanzen, welcher Art auch immer, haben schon immer zu den Gesellschaften gehört und können Gesellschaften auch positiv beeinflussen. Man sollte aber gucken, dass man die positiven Elemente für sich rausnimmt und die negativen eliminiert. Wir sehen es als unsere Aufgabe darüber aufzuklären und es ist unsere Pflicht, Drogendealer die wir erwischen, der Polizei zu übergeben.


Hast du 1-2 Anekdoten, die du uns erzählen kannst, die sonst vielleicht eher am Stammtisch erzählt werden würden?
Im ersten Jahr haben wir das Festival neben Studium oder Arbeit bei mir Zuhause an einer großen Tischplatte organisiert. Ich bin morgens um 6 Uhr los zur Arbeit, kam gegen 17 Uhr wieder und dann wurde bis 22 Uhr geplant. So ging es die ganze Zeit, was extrem hart für alle war.
Auf einmal stehst du auf dem Festival mit ein paar tausend Leuten und es ist das totale Chaos, weil du doch nicht alles bedacht hast. Es ist einfach nur richtig anstrengend, gleichzeitig aber auch irgendwie schön, was in dem Moment aber nicht greifbar für dich ist. Ein paar Tage später beim Abbau stellen wir fest, dass in unserer Kalkulation ein riesiges Loch existiert. Die externe Gastro-Firma hatte zu wenig Mitarbeiter mitgebracht …

... vielleicht ist auch nicht alles Geld in der Kasse gelandet ...

… vielleicht sind auch einfach Paletten umgefallen. Jedenfalls stellst du fest, dass nach so viel Arbeit nur ein riesiger Berg Schulden bleibt.
Danach fängt man an zu überlegen… Am Ende haben Freunde und Familie uns unterstützt, weil sie es so schön fanden. So konnten wir es im Jahr darauf dann richtigmachen.

Die zweite Geschichte war letztes Jahr im Produktionsbüro, also ich hab im letzten Jahr die Produktionsleitung gemacht. Plötzlich kriegst du da einen Funkspruch rein, dass jemand mit der Luftmatratze auf den See raus ist und jetzt als vermisst gemeldet wird. Dann stehst du da im Büro und musst dir überlegen, wie genau du diese Person wiederfinden kannst. Am Ende stellte sich heraus, dass der überhaupt nicht draußen auf dem See war, sondern irgendwo im Wald. Das sind so Geschichten, wo dir erstmal das Herz in die Hose rutscht.

Gibt’s Vorbilder im Festivalbereich?
Anfangs hat uns sicherlich die Fusion inspiriert. Heute verfolgen wir aber unseren ganz eigenen Anspruch. Wir glauben, dass auch dieses Jahr noch einmal eine ganze Ecke besonderer wird im Vergleich zu den letzten beiden Jahren.

Was kommt Neues im Jahr 2016?
Am offensichtlichsten sind wohl die Bereiche, also Campingplatz ist diesmal am Gelände und am See, natürlich auch mit Shuttle, sogar ein Fahrradshuttle gibt es. Am See wird außerdem noch ein Körper-Geist-Bereich eingerichtet, die Sanitäreinrichtungen haben deutlich zugenommen. Diese sind ausschließlich Eco-Toiletten. Der Alternativfloor zieht um an die Halle und wo der Alternativfloor vorher war, wird es einen weiteren Workshopbereich geben. Es wird ein geiler neuer Saloon gebaut und zahlreiche andere neue Hütten. Natürlich viel Deko von den Kollektiven und unsere zehn Booker haben das Programm noch deutlich mehr ausgefeilt.

Euer Festival in einem Satz?
Die Möhre ist eine unheimlich schöne Utopie einer möglichen Welt, die sich einfach supergut anfühlt. Das alles im Einklang mit der Umwelt.

Alle Infos zur Wilden Möhre gibt es hier: wildemoehrefestival.de
Folgt der Wilden Möhre auf FB: facebook.com/WildeMohreFestival